Sonntag, 1. Juni 2008

Einführung eines Wikis - und es kommt dann doch ganz anders

Die Schulstunde war ein großer Spaß - und eine Plattform für viele neue Erkenntnisse meinerseits.
Hier mal ein kleines Sammelsurium dieser Erleuchtungen (die zugegebener Maßen auf den ersten Blick erst mal nichts mit dem Wiki an sich zu tun haben, sondern mit dem, was zu einem Lernprozess mit web2.0 Technologien wohl so zu beachten ist):
  • eine Schulstunde hat 45min - das ist ziemlich kurz (ich bin eher auf 1,5h-Brocken eingestellt). Konnte gerade mal die grundlegenden Funktionsweisen eines Wiki erklären und eine erste Übungsrunde zur Erstellung eigener Artikel durchführen, die die Schüler aber super gemeistert haben.
  • die Zeitknappheit wird wohl ganz gut ausgeglichen von der Geschwindigkeit, mit der die Schüler experimentell durch eigenes Ausprobieren lernen, mit dem Wiki umzugehen. Das zeigt sich jetzt in den ersten Einträgen, die sie selbständig vom eigenen PC aus machen.
  • Die Präsenzeinführung war für die Schule außerdem der Auftakt, die ersten (!) 6 PC's mit Internetanschluss einzuweihen. Digital Divide gibt es wohl nicht nur zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen, sondern auch zwischen einzelnen Institutionen!
  • Wichtiger als die Einführung war Folgendes: Lernen, wie ich mich angemessen in einem virtuellen Rahmen verhalte. D.h. Sexisitische, diskriminierende und rassistische Äußerungen sind ein no go - Da muss man schnell sein: sobald ich solches gesehen habe (und es kam mind. bei 4 Schülergruppen vor), wurde es thematisiert und (rigorose) Regeln zum Umgang damit kommuniziert.
  • Verantwortung übernehmen für einen Artikel und seine Qualität: eine Gruppe hatte im Zuge der Artikelübung reinen Müll reingeschrieben. Ich war kurz davor die Sätze zu löschen, habe mich dann aber dagegen entschieden. Der Text enthielt nichts diskriminierendes oder sexistisches, warum sollte also ich die Verantwortung dafür übernehmen. Stattdessen entschied ich mich dafür, in einem Brief an die Klasse unter anderem dieser Arbeitsgruppe zu empfehlen, den schnellsten Weg ins Internet zu nutzen und diesen Müll wieder zu entfernen, bevor sie vor ihren Lehrern doof dastehen - das hat geholfen :-)
  • Keine 5 Stunden nach der Einführung wurde im Wiki randaliert, d.h. Texte gelöscht, in bestehende Texte obszöne Worte eingeflochten, u.ä. - zum Glück gibt es da im Wiki die Versionenfunktion!! Passwortschutz zum Bearbeiten eingeführt. Zum Glück habe ich das noch rechtzeitig gemerkt, hätte die Rektorin, Lehrerin o.ä. zu diesem Zeitpunkt reingeschaut, hätten wir die Sache warscheinlich knicken können.
  • Interessant ist folgender Aspekt: Die Klassenlehrerin fragte mich, ob ich eine Idee hätte, wie sie die Arbeiten nun bewerten könne, wenn nicht mehr eindeutig zuordenbar sei, wer was geschrieben habe... Das hat mich nachdenken lassen über die Kompetenzen, die dazu beitragen, dass das Ergebnis (gut geplegtes Wiki) gut wird: Es geht nicht mehr darum, welches Wissen jede/r anhäuft und z.B. im Rahmen eines Referates weitergibt, sonder eher darum, wie die Schüler mit den vorhandenen Informationsbrocken umgehen -> Strukturierung des Artikels, bzw. der im Netz gefundenen Informationen, Informationsgehalt des Artikels, Pflege des Artikels und seine anschauliche Gestaltung, Aktualität des Artikels,...
Soweit mal die ersten Erfahrungen, jetzt geht es daran, in den nächsten vier Wochen das Wiki zu befüllen und die Schüler dabei zu begleiten.

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